Sieben Fragen

… an Intendant Reiner Michalke (aus dem Jahr 2020)

Reiner Michalke
Reiner Michalke © Patrick Essex
Was habt ihr euch mit der Monheim Triennale vorgenommen?

Wir wollen ein Musikfestival veranstalten, das es in dieser Form noch nicht gibt.

Was unterscheidet die Monheim Triennale von anderen Musikfestivals?

Das erste und offensichtlichste Merkmal ist der dreijährige Turnus. Der ist in dieser Form einmalig und ermöglicht angemessene Planungsvorläufe.

Das zweite Merkmal ist das breite stilistische Spektrum. Wir wollen die Aktuelle Musik zeigen, so wie sie wirklich ist: schubladenfrei und spartenübergreifend. Von der Neuen komponierten Musik, über die verschiedensten Spielarten der Improvisierten Musik bis hin zu den ambitionierten Beiträgen der Pop-Avantgarde. Und das alles hierarchiefrei, auf Augenhöhe.

Das dritte und wichtigste Merkmal ist die Fokussierung auf die jeweilige Künstlerpersönlichkeit, also nicht auf Werke, Gruppen oder Ensembles. Wir haben Künstlerinnen und Künstler eingeladen, sich mit verschiedenen Beiträgen zu präsentieren. Genau genommen sind es im Fall der ersten Monheim Triennale 16 Portraits, die von den Künstlerinnen und Künstlern ausgehen, mit ihnen entwickelt werden und die sich im besten Fall zu einem gemeinsamen Ganzen fügen. Es ist ein ergebnisoffener Arbeitsauftrag, der den Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht, viele Facetten ihrer Arbeit zu präsentieren. In Monheim lernt man idealerweise die einzelne Künstlerin und den Künstler kennen, nicht ein fertiges Produkt.

Wie habt ihr die Musikerinnen und Musiker gefunden?

In Zusammenarbeit mit unserem Kuratorium haben wir in einem ersten Schritt eine „Longlist“ mit Namen zusammengestellt. Namen von Musikerinnen und Musikern von denen wir denken, dass sie das entscheidende Bisschen anders sind. Wir haben die Künstlerinnen und Künstler gesucht, die neue Akzente setzen und in sich eine besondere Neugierde, Talent und Ambition vereinen. Eben die, an denen sich andere Künstlerinnen und Künstler - wir alle vielleicht - orientieren.

Auch dieser Prozess, die Zusammenarbeit mit einem hochkarätig besetzten Kuratorium, hat nicht nur riesig Spaß gemacht, sondern war auch eine ganz neue Erfahrung für mich.

Im zweiten, schmerzhaften Schritt ist auf Basis dieser „Longlist“ eine „Shortlist“ aus 16 Musikerinnen und Musikern entstanden. Genau diese 16 Musikerinnen und Musiker haben wir jetzt eingeladen.

War es schwer, die Musikerinnen und Musiker zu überzeugen?

Uns war klar, dass wir mit dieser Idee Neuland betreten und dies auch für die Musikerinnen und Musiker eine Herausforderung darstellt. Deshalb habe ich mit allen eingeladenen Musikerinnen und Musikern das persönliche Gespräch gesucht, um ihnen die Idee des Festivals und natürlich auch die Rahmung ausführlich zu erklären. Wenn man so will, habe ich mich mit unserer Idee bei den Musikerinnen und Musikern beworben – und das hat dazu geführt, dass so gut wie alle, die wir angesprochen haben, unserer Einladung gefolgt sind.

Welchen Einfluss spielt die Tatsache, dass Monheim „anders“ ist?

Auch das war immer Gegenstand meiner Gespräche mit den Musikerinnen und Musikern. Ich habe darüber berichtet, dass Monheim auf Grund seiner besonderen und in jeder Hinsicht ungewöhnlichen politischen Struktur über eine Dynamik verfügt, die beispiellos ist. Ich konnte ja nicht auf eine jahrzehntelange Tradition als Musik- oder Festivalstadt verweisen, sondern ganz im Gegenteil auf die Tatsache, dass in Monheim seit gerade mal zehn Jahren etwas völlig Neues passiert. Und Teil des „Neuen“ ist, dass Kunst und Kultur in Monheim einen ungemein hohen Stellenwert genießen. Und dabei verfolgt man nicht die „Einschaltquote“. In Monheim hat man kein Problem, ungewöhnliche Wege zu gehen und hier und da auch mal anzuecken.

Welche Erwartungen haben die Monheimerinnen und Monheimer an das Festival?

Es ist jetzt noch zu früh, auf der Grundlage von belastbaren Erfahrungen berichten zu können. Ganz sicher haben die Monheimerinnen und Monheimer bewiesen, dass sie auch abseits der bekannten Pfade Neues ausprobieren und damit erfolgreich sein können. Sie wissen auch, dass mit der Triennale nichts Leichtgängiges, also kein Mainstream auf sie zukommt. Und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sind die Signale, die wir bekommen, mehr als ermutigend. Aber dieser Prozess wird mehr als ein oder zwei Festival-Ausgaben brauchen, um seine Wirkung zu erzielen. 

Die Monheimerinnen und Monheimer sind Teil der normativen kulturpolitischen Setzung in ihrer Stadt. Sie machen damit uns und sich selbst das Angebot, Kultur in ihrem Alltag neu zu positionieren. Das ist in diesem Maße einmalig. Kultur ist, was man selber mitmacht, und wir hoffen auf viele Monheimerinnen und Monheimer, die sich beim Festival einbringen. Und sei es auch nur, dass sie ihren Freunden und Bekannten in anderen Städten davon erzählen.

Dabei hilft uns natürlich auch sehr Achim Tang, unser Artist in Residence, der seit 2019 in Monheim lebt und die Idee des Festivals in den Monheimer Alltag einführt.

Freust du dich auf das Festival?

Wie ein Flitzebogen!

Die Fragen stellte Markus Müller.

Konzeptbeschreibung

Sie können hier die ausführliche Konzeptbeschreibung (Juli 2018) der Monheim Triennale als PDF herunterladen.