continuum. Aus dem Inneren des Stroms

Wie klingt das Innere des Rheins? Mit seiner Klanginstallation „continuum“ spürte der Medienkünstler Frank Schulte vom 3. Juni bis 5. Juli 2021 die Fließbewegungen des Rheins, die Geräusche der Flussbewohner und die von den vorbeifahrenden Schiffen erzeugten Klänge entlang der Monheimer Uferpromenade unter Wasser auf und machte sie in der evangelischen Altstadtkirche in Monheim als achtkanalige audiovisuelle Inszenierung hör- und erlebbar.

Alles Leben kommt aus dem Wasser. Gleichzeitig stellte das Wasser schon immer eine reale Bedrohung für die am Fluss lebenden Menschen dar. Beide Aspekte wurden bei der Erbauung der Monheimer Altstadtkirche (1848-58) thematisiert. An ihrem Portal nimmt der Handlauf die Wellenbewegungen des Wassers auf, über der Tür zum Sakralraum zeigt ein buntes Glasbild eine Szene aus der biblischen Geschichte Noahs (1. Mose 7ff). Die Sintflut bedeckt das Land, die Taube mit Ölzweig im Schnabel steigt vor einem Regenbogen auf, sie steht als Zeichen des neuen Bundes zwischen Gott und den Menschen.

Klang verbreitet sich unter Wasser schneller als in der Luft und trägt dort Informationen über größere räumliche Entfernungen als Licht. Daher verfügen im Wasser lebende Tiere über ein großes Spektrum an Rezeptoren, um Töne wahrzunehmen. Dieses sensible Wahrnehmungsfeld wird durch die vom Menschen zunehmend hinzugefügten Emissionen der Schifffahrt empfindlich gestört. Auch das wird im Rahmen der Klanginstallation deutlich. Ebenso thematisiert der Künstler in einer Lichtspiegelung von Rheinwasser die Zunahme von Mikroplastiken aus industriellen Abwässern, die erst kürzlich noch in großer Anzahl an den Rheinufern nahe Monheim gefunden wurden.

Für „continuum“ platzierte Frank Schulte auf einer Länge von ca. 200 Metern spezielle Mikrophone im Inneren des Flusses. Von hier aus wurden die Signale in die Kirche übertragen und in einer mehrkanaligen Klang-Installation wiedergegeben. Parallel dazu wurde die reale Flussansicht auf einem Bildschirm gezeigt. So entstand innerhalb der Kirche ein virtueller Raum, gefüllt mit den den sonst unhörbaren Klängen, die unter der Wasseroberfläche erzeugt werden. Eine Meditation über das ewig Fließende mit seinem Kommen und Vergehen.

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