Christina Kubisch

Christina Kubisch im Umspannwerk in Monheim am Rhein
Christina Kubisch im Umspannwerk in Monheim am Rhein © Niclas Weber

„HIDDEN WAVES“, 2023
Installation
Umspannwerk, Mehlpfad
Jeweils Donnerstag bis Sonntag,
Stündlich 14:30 bis 18:30, Dauer ca. 15 Minuten

„HIDDEN WAVES“, 2023
Installation
Kleinbusse der Linie A01
Ab Busbahnhof Monheim Mitte und Moheim, Altstadt, nahe Info-Point
Täglich

Umspannwerk

Wie kann man das oft abstrakte Konzept des elektronischen Stroms fassbarer machen? Diese Frage ist der Ausgangspunkt für die Künstlerin Christina Kubisch und ihre ortsspezifischen Arbeiten, die sie für The Sound entwickelt hat. Die Klangpionierin Kubisch arbeitet seit den 1980er Jahren mit elektromagnetischen Feldern und wie sie wahrnehmbar werden können.

HIDDEN WAVES basierte auf der Echtzeitübertragung von Stromfeldern durch spezielle Sensoren, die die normalerweise unhörbaren elektrischen Felder akustisch erfahrbar gemacht haben. Dafür standen an der technischen Anlage am Mehlpfad acht bronzefarbene Außenlautsprecher, die über eine Schaltung mit den Sensoren verbunden waren.

In den jeweils ca. 15-minütigen Übertragungen von Live-Klängen aus dem Umspannwerk wurden allmählich Field Recordings von anderen Trafostationen aus Asien, Afrika, Europa und den USA dazu gemischt. Diese Klänge hat Christina Kubisch mit ihrem speziellen Equipment im Laufe der letzten zehn Jahren aufgenommen.

So vermengten sich Klänge aus Monheim mit Stromfeldern aus zum Beispiel Las Vegas, Douala, Bangkok, Oslo oder Tokyo und ergaben eine dichte und intensive Komposition aus elektrisch-magnetischen Sounds, die trotz ihrer Ähnlichkeit ein reiches Feld an musikalischen Variationen ergaben.

Die aufgenommenen Klänge der Stromfelder wurden am Ende wieder ausgeblendet und es blieb die direkte Übertragung der magnetischen Felder aus dem Umspannwerk in Monheim.

Das Umspannwerk am Mehlpfad ist ein zentraler Teil des städtischen Stromversorgungsnetzes und verbindet unterschiedliche Spannungsebenen. Das Klangkunstwerk HIDDEN WAVES bot eine Möglichkeit, diesen Ort auf ganz besondere Weise zu erkunden, bevor das Umspannwerk demnächst an den Stadtrand verlegt wird.

Am zentralen Umspannwerk in Monheim macht Christina Kubisch elektrischen Strom hörbar.
Am zentralen Umspannwerk in Monheim macht Christina Kubisch elektrischen Strom hörbar. © Niclas Weber

Kleinbus

In einem weiteren Teil ihrer Arbeit für The Sound im Rahmen des Projekt HIDDEN WAVES lenkte die Christina Kubisch die Wahrnehmung auf den Klang der autonomen Kleinbusse.

Im Februar 2020 hat die Stadt Monheim am Rhein als erste deutsche Stadt eine Elektrobuslinie mit fünf vollautomatisierten Fahrzeugen in Betrieb genommen, die über zwei Kilometer zwischen der historischen Altstadt und dem zentralen Busbahnhof pendeln. Die Kleinbusse haben Platz für zwölf Fahrgäste und sind vollständig in den regulären Linienbetrieb integriert.

In einem der fünf Busse erhielten Besucherinnen und Besucher spezielle elektromagnetischen Kopfhörer, die Kubisch eigens hierfür anfertigen ließ. Diese machten die komplexe Elektronik und digitale Steuerung in und um den Bus hörbar, wobei die Klänge sich änderten und manchmal an Science-Fiction-Filmmusik erinnerten.

Die Komplexität der digitalen Technik und Steuerung, die in diesem Fahrzeug steckt, ist auch akustisch vielfältig und lässt erahnen, wie viele Computer-Netzwerke zur Unterstützung der Kameras, Sensoren und vielfältigen Apparaturen notwendig sind, die das Fahrzeug sicher durch die Stadt geleiten. Da diese im Hintergrund auch sehr viel Strom verbrauchen, stellt sich gleichzeitig die Frage, in welchem Verhältnis aufwändige computerbasierte Entwicklungen und ökologischer Fortschritt stehen.

Biografie

Christina Kubisch lebt und arbeitet in Berlin. Von 1994 bis 2013 lehrte sie als Professorin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken, wo sie den Fachbereich „Klangkunst“ gründete. Seit 1997 ist sie Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste Berlin. Ihre Installationen, Kompositionen und audiovisuellen Arbeiten werden weltweit auf Festivals realisiert und in Museen und Galerien gezeigt. Für ihre Arbeiten erhielt sie viele Preise und Stipendien, zuletzt den Preis der Musikbiennale von Venedig 2021 für die beste Uraufführung und den Giga-Hertz Preis des ZKM Karlsruhe für ihr Lebenswerk.

Webseite von Christina Kubisch

Christina Kubisch bei der Vorbesichtigung im Umspannwerk
Christina Kubisch bei der Vorbesichtigung im Umspannwerk © Frank Schulte